Bauernmarkt unterwegs: Besuch bei Essers Hofladen
An einem Mittwochmorgen um 11 Uhr dürfen wir Familie Esser in Odenthal besuchen. Der Hofladen ist noch geschlossen, doch köstliche Düfte weisen den Weg in den hinteren Bereich. „Kommen Sie rein. Die Tür ist offen“, ruft eine bekannte Stimme. Claudia Esser wirtschaftet mit ihrer Hilfe in der Küche. Hier wird der Wurstsalat angerichtet, dort braten Roastbeef und Schweinebauch im Ofen und machen Appetit auf die frischen Produkte in Essers Hofladen. Um 15 Uhr geht der Verkauf los.
Wurstwaren sowie Rind- und Schweinefleisch aus der eigenen Produktion wurden in der Kühltheke bereits arrangiert. Wir wissen: Das Auge isst mit. Claudia Esser platziert neben der frischen Ware die Gläser mit Fleischspezialitäten wie Rinderroulade, saure Schweinenieren oder Hirschgulasch. An der Rückwand erblicken wir geräucherte Würste und Schweinefüße. „Unsere Kunden folgen immer häufiger der Idee, alles vom Tier für die Speisen zu verwenden. Dazu gehören auch weniger edle Teile.“ Der Favorit ist und bleibt Essers Kochschinken. Das Fleisch wird einfach in Form gebracht, gekocht, darf ruhen und schließlich schmecken. Keine künstlichen Zusätze oder Tricks, sondern reiner Geschmack begeistert.
Gibt die gelernte Fleischereifachverkäuferin Rezepte weiter? „Rezepte nicht. Aber gerne Ideen! Ich selbst koche mit Erfahrung und Fantasie. Im Gespräch rege ich die Kundinnen und Kunden dazu an, dem eigenen Genussempfinden zu vertrauen oder mal etwas Neues auszuprobieren.“ Weitere Inspirationen liefern die übrigen Waren im Laden. Da sind einige Bekannte dabei wie Kartoffeln von Hof Jüch und Essige von den Obstanlagen Mönchshof. Eier, Mehl, Honig, Wein – es fehlt an nichts für den abwechslungsreichen und genussvollen Speiseplan.
Die persönliche Beratung bekommt man also gratis zu Produkten, die direkt vom Erzeuger stammen. „Wir sind teurer als ein Discounter. Aber einiges günstiger als ein Feinkostladen.“ Das faire Verhältnis von Qualität und Preis schätzen immer mehr Menschen aus der Region. Die Kundinnen und Kunden warten geduldig in einer Schlange, die sich über den Parkplatz bis zur Landstraße bildet. Und in Zeiten von Corona ist die Nachfrage gestiegen: Man meidet große, mit Menschen gefüllte Geschäfte und fährt lieber aufs Land.
Vielleicht führt auch die Sehnsucht nach Freiheit und Gesundheit die Menschen hierher – ein Gefühl, das sich während des Lockdowns verstärkt hat. Helmut Esser nickt. Er spürt den Wunsch nach Unabhängigkeit schon immer in sich. Das Leben als Landwirt lässt ihn selbstbestimmt handeln. Trotz EU-Verordnungen und Convenience-Produkten, die Selbstgekochtes verdrängen? „Wir finden immer einen Weg, unsere Idee von kluger und klassischer Landwirtschaft zu verwirklichen“, sagt er. Aktuell bilden 30 Milchkühe und 60 Fleischtiere die Herde auf Essers Hof. Strohschweine kauft man hinzu. Im kleinen Stil werden ausgewählte Tiere samstags zum nahgelegenen Schlachter gefahren. Kurze Wege und kein Stress: Das ist die Devise. Gras und Heu für die Rinder baut Familie Esser rundherum selbst an. Gentechnikfreies Soja kaufen sie zu.
Der gesunde Kreislauf funktioniert hier seit vielen Generationen und die nächste steht schon bereit. Tochter Lisa strebt den Meistertitel als Metzgerin an und Tochter Franziska studiert Landwirtschaft. Die dritte im Bunde kümmert sich auf ihre Weise auch um die Wirtschaft: Katharina beendet im Sommer 2020 ihre Ausbildung zur Diplom-Finanzwirtin und packt in ihrer Freizeit gerne mit an – sowohl in der Landwirtschaft als auch im Geschäft.
Übrigens: Wer jetzt Lust hat, in diesem Team mitzuarbeiten, ist herzlich willkommen. Familie Esser sucht Unterstützung für den Verkauf. Auch Quereinsteiger dürfen sich bewerben. Voraussetzungen sind: ein freundliches Wesen, Sinn fürs Kochen, Respekt für die Natur.
Unter www.essers-hofladen.de gibt es alle Angaben zu Anfahrt und Öffnungszeiten.
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